Predigt für den Dreifaltigkeitssonntag,
7. Juni 2020
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Hl. Geistes. Amen.
In Christus geliebte Gläubige,
Nach dem Zyklus der Feste von Advent bis Pfingsten feiert die hl. Mutter Kirche am Sonntag nach Pfingsten das Fest der Allerheiligsten Dreifaltigkeit.
Das Fest wurde 1334 von Papst Johannes XXII. in den allgemeinen römischen Kalender aufgenommen. Der hl. Pius X. hat ein kurzes Kapitel darüber in seinem Kompendium der christlichen Lehre, das allerdings in den meisten Ausgaben und Übersetzungen leider weggelassen wurde, im Abschnitt über die Feste unseres Herrn, unserer lieben Frau und der Heiligen.
Er gibt den Grund an, warum die Kirche dieses Fest feiert: Damit wir verstehen, dass es das Ziel der Geheimnisse Jesu Christi und der Herabkunft des Heiligen Geistes war, uns zur Erkenntnis der allerheiligsten Dreifaltigkeit zu führen und sie im Geist und in der Wahrheit anzubeten.
Er sagt zu Recht, dass wir dieses Geheimnis kennen sollen, nicht verstehen. Während die Existenz von drei wirklich voneinander verschiedenen Personen in dem einem Gott durch die Offenbarung unseres Herrn sicher ist, haben wir so gut wie keine positive Kenntnis vom Leben der Heiligen Dreifaltigkeit. Sicherlich kann die spekulative Theologie viel über die Beziehungen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes sagen – aber sehr schnell finden wir uns immer wieder vor einem Abgrund, dessen Ausmaße unserem menschlichen Verstand verborgen bleiben.
O Tiefe des Reichtums, der Weisheit und Erkenntnis Gottes!“ (Epistel)
Aber während Gottes inneres Wesen und Leben unser Verstehen gänzlich übersteigt, können wir sicher sein, dass die Offenbarung der dreieinigen Natur Gottes sehr wichtig ist, wenn wir dem neuen und ewigen Bund gemäß leben wollen, in dem Gott im Geist und in der Wahrheit angebetet werden will (Joh 4,23). Wir können sagen, dass Gott uns so viel über Ihn selbst nachdenken läßt, damit wir nicht auf falsche Gottheiten und Götzen zurückgreifen müssen, wie es ja die ständige Bedrohung im Alten Testament war. Denn je mehr wir über Gott nachdenken, umso mehr kümmern wir uns um das Geistige und nicht um unsere fleischlichen Sichtweisen und Lüste.
Selbst die allerheiligste Dreifaltigkeit darf bildlich dargestellt werden, wie der hl. Papst Pius X. ausdrücklich betont. Gott der Vater wird meistens als alter Mann dargestellt, weil er die erste Person und der Ursprung der Dreifaltigkeit ist. Gott der Sohn wird als Mann dargestellt, weil er für unsere Erlösung Mensch geworden ist. Gott der Heilige Geist wird als Taube dargestellt, weil er sich so nach der Taufe unseres Herrn durch Johannes den Täufer zeigte.
Mehrere Darstellungen der allerheiligsten Dreifaltigkeit sind aber von der Kirche verboten. 1628 verbot Papst Urban VIII. den Trizephalus, d.h. die Darstellung der Dreifaltigkeit als ein Wesen mit drei Köpfen. Papst Benedikt XIV. verbot 1745 die Darstellung des Hl. Geistes mit den Zügen eines verweichlichten jungen Mannes.
Schöne und gediegene Darstellungen des Allerheiligsten Dreifaltigkeit aber kann man nie genug betrachten, vor allem gotische oder barocke Gnadenstühle.
Der hl. Pius X. sagt uns auch, was wir am Fest der Allerheiligsten Dreifaltigkeit tun sollen:
- das Geheimnis des dreieinigen Gottes verehren und anbeten;
- der allerheiligsten Dreifaltigkeit für alle empfangenen zeitlichen und geistlichen Wohltaten danken;
- uns ganz Gott weihen und uns ganz Seiner göttlichen Vorsehung unterwerfen;
- uns daran erinnern, dass wir in der Taufe durch die Anrufung und die Kraft des Namens des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes in die Heilige Kirche aufgenommen und Glieder Jesu Christi geworden sind.
- den Vorsatz fassen, das Kreuzzeichen immer andächtig zu machen, weil es dieses Geheimnis ausdrückt; und mit großem Glauben das „Ehre sei…“ beten und mit der Absicht, die Heilige Dreifaltigkeit zu preisen.
Es hier angemerkt, dass unsere gefallene Natur normalerweise davor zurückschreckt, sich mit dem zu befassen, was schwierig ist oder scheint! „Denken tut weh“, wie ich oft sage. Deshalb müssen wir uns immer wieder in Erinnerung rufen, was wirklich wichtig und unserer Rettung förderlich ist.
Die Kirche tut genau das, indem sie uns stets von Neuem die Geheimnisse der Erlösung vor Augen führt. In den Wochen nach Pfingsten feiert sie zuerst am kommenden Donnerstag das Fronleichnamsfest. Dass dieses Fest auf einen Donnerstag fällt, zeigt deutlich genug, dass es dabei um die Einsetzung des allerheiligsten Altarsakramentes und des Priestertums am Tag vor dem Leiden und Sterben Christi geht.
Auf Fronleichnam und seine Oktav folgt unmittelbar das Fest des Heiligsten Herzens Jesu. So wie die Einsetzung der Eucharistie und das blutige Opfer des Kreuzes untrennbar miteinander verbunden sind, hat die Kirche diese beiden Feste und ihre Oktaven (1928 für Herz Jesu) nahtlos miteinander verbunden, weil sie weiß, dass wir Zeit brauchen, um über die Dinge nachzudenken, wenn wir sie auch verstehen wollen!
Oktaven sind übrigens einer der großen Schrecken aller „Modernen“ einschließlich vieler Möchtegern-Traditionalisten. Sie verwenden heuchlerische Argumente, wenn sie die Feste der Heiligen (Sanctorale) den anderen Festen oder Tagen des liturgischen Jahres (Temporale) entgegenstellen und behaupten, dass es ein besseres Gleichgewicht zwischen beiden geben müsse… Ihr Problem ist im Grunde dasselbe, warum sie auch die gegenwärtige Situation der Kirche nicht begreifen: Sie leugnen zumindest in der Praxis die Autorität der Kirche und ihre ausschließliche Kompetenz in Fragen des Glaubens, der Moral, der Liturgie, der allgemeinen Gesetze und Disziplin usw. Die Päpste haben bereitwillig die legitimen Wünsche der katholischen Welt aufgenommen. Sie haben aber gleichzeitig stets klar gesagt, dass letztendlich die Verantwortung bei ihrer Autorität lag.
Wieder einmal ist es ganz einfach, die Dinge richtig zu verstehen und nicht durcheinander zu bringen. Die Autorität kommt von Gott und wird von denjenigen verwaltet, die dazu bestimmt worden sind, sie für das Gemeinwohl auszuüben. Autorität oder Macht geht nicht vom Volk aus, weil es das nicht gibt! Was also die Kirche für die allgemeine Liturgie festgesetzt hat, ist auch das Beste, was man sich als Katholik wünschen kann.
Auf die Feste Fronleichnam und Herz Jesu folgt bald das Fest des Kostbaren Blutes am 1. Juli. Dieses Fest erinnert uns wieder an die wahre Natur unserer Erlösung, nämlich dass wir
nicht mit vergänglichen Dingen, mit Silber oder Gold, losgekauft wurden aus der Nichtigkeit unserer, von den Vätern überkommenen Lebensweise, sondern mit dem kostbaren Blute Christi als eines untadeligen und makellosen Lammes.“ (1Petr 1,18.19)
Kurz vor dem Fest des kostbaren Blutes feiern wir die Apostelfürsten Peter und Paul am 29. und 30. Juni. Dies erinnert uns daran, dass der gesamte Reichtum an Gnaden, den Unser Herr erlangt hat, der Fürsorge und Austeilung durch die Kirche anvertraut wurde, normalerweise durch ihre gewöhnliche Hierarchie. Diese so verwobenen Feste lehren uns, dass alle Heiligkeit aus dem Blut unseres Erlösers stammt; und dass das christliche Leben im Wesentlichen die Nachahmung Christi ist, einschließlich der Bereitschaft, eher alles für ihn aufzugeben, als unsere Seele für die Ewigkeit zu verlieren – „Deus meus et omnia – mein Gott und mein Alles“. Das Martyrium ist nur die höchste Spitze, die schöne Blüte des katholischen Lebens; und nicht wir entscheiden, ob wir Märtyrer werden oder nicht, sondern nur Gott unser Herr!
Bemühen wir uns, all dies im Blickfeld zu bewahren. Diese an sich unmögliche Aufgabe können wir nur dann erfüllen, wenn wir den Rosenkranz Unserer Lieben Frau getreu beten und betrachten. Die 15 (nicht 20!) Geheimnisse erinnern uns immer wieder an die wichtigsten Etappen des Heilswerks, das Unser Herr, unterstützt von seiner gebenedeiten Mutter, für sie und für uns zur Ehre der Allerheiligsten Dreifaltigkeit unternommen hat.