29. März 2020
Im Namen des Vaters, und des Sohnes, und des Hl. Geistes. Amen
In Christus Geliebte Gläubige,
Brüder! Christus erschien als Hoherpriester der künftigen Güter – Pontifex futurorum bonorum”
(Hebr 9,11, Epistel)
Oft wurde der hl. Kirche vorgeworfen – vor allem von den Möchtegernkatholiken seit Vatikan2 – dass sie die Leute bloß auf die Ewigkeit vertröstet mit ihrer Lehre über unsere Pflicht, unsere unsterbliche Seele zu retten. Wie dümmlich dieses Argument ist, wird mit jedem Tag deutlicher angesichts des derzeitigen Durcheinanders (das noch lange nicht vorbei ist …). Wie glücklich sind wir, daß wir unsere Augen dem zuwenden können, was nicht mehr vergehen oder zugrunde gehen kann: dem Tag der Ewigkeit, den künftigen Gütern, während die liberale Weltordnung in Brüche geht!
Im 8. Kapitel des Johannesevangeliums spricht der Heiland mehrmals über Abraham. Er ist unser Vater und Vorbild im Glauben. Er hat uns ein ganz außergewöhnliches Beispiel des Glaubens an Gott gegeben, entgegen allem Anschein… gegen die Hoffnung hat er an die Hoffnung geglaubt (vgl. Röm 4,18).
Ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen. Sie antworteten ihm: Nachkommen Abrahams sind wir und sind nie jemands Sklaven gewesen. Wie sagst du: Ihr werdet frei werden? Jesus erwiderte ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Jeder, der die Sünde tut, ist Sklave der Sünde.“ (V. 32-34)
Ich weiß, daß ihr Nachkommen Abrahams seid; aber ihr sucht mich zu töten, weil mein Wort bei euch keinen Eingang findet… Sie antworteten ihm: Unser Vater ist Abraham. Jesus entgegnete ihnen: Wäret ihr Kinder Abrahams, würdet ihr auch Abrahams Werke tun. So aber sucht ihr mich zu töten, einen Menschen, der ich euch die Wahrheit sagte, die ich von Gott hörte. Das hat Abraham nicht getan.“ (V. 37.38-40)
Ihr stammt aus dem Teufel als Vater, und wollt nach den Gelüsten eures Vaters tun. Dieser war ein Menschenmörder von Anbeginn; er steht nicht in der Wahrheit… Wenn er die Lüge sagt, so sagt er sie aus dem, was ihm eigen ist; denn ein Lügner ist er und Vater der Lüge. Mir aber, der ich die Wahrheit rede, glaubt ihr nicht.“ (V. 44-45)
Dann folgt die Passage mit dem heutigen Evangelium, wo Unser Herr am Ende klar zum Ausdruck bringt, daß er Gott ist. Indem er die Worte „Ich bin“ ausspricht, das die Juden niemals aussprechen durften, macht er ihnen klar, daß er entweder ein bodenloser Gotteslästerer ist – wie die Juden schlußfolgern – oder wahrhaft Gott, der sich so dem Moses geoffenbart hatte:
ICH BIN, DER ICH BIN! … Der ICH BIN hat mich zu euch gesandt.“ (Ex 3,14)
Vor wenigen Tagen hat die Kirche das Fest Mariä Verkündigung gefeiert, die Menschwerdung des Sohnes Gottes im heiligen und reinen Schoß der Jungfrau Maria. Gott ist Mensch geworden, damit der Mensch Gott werde, sagt der große hl. Augustinus. Christus hat sich erniedrigt, um uns zu erhöhen. Er ist in die Welt gekommen, um uns aus dieser Welt heraus zu rufen, hin zur wahren und ewig dauernden Wirklichkeit:
Wäret ihr von der Welt, würde die Welt das Ihrige lieben; weil ihr aber nicht von der Welt seid, sondern ich euch auserwählt habe aus der Welt, darum haßt euch die Welt.“ (Joh 15,19)
Der Gegensatz zwischen Wahrheit und Irrtum; zwischen dem unverwüstlichen Glauben Abrahams und der Wissenschafts- und Fortschrittsgläubigkeit; zwischen der Liebe des ewigen Gottes und der Liebe zu den vergänglichen Dingen gibt es keine Aussöhnung. Friede und Versöhnung zwischen diesen Gegensätzen sind unmöglich. Eine der beiden Seiten muß überwunden werden und sterben – und wir wissen, welche Seite das sein wird:
„Mors et vita… Tod und Leben da kämpften – Seltsamen Zweikampf; Der Fürst des Lebens, dem Tode erliegend – Herrscht als König und lebt“ (Ostersequenz)
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Deshalb müssen wir unseren Standpunkt gerade in Zeiten der Krise stets eindeutiger und entschiedener einnehmen und behaupten.
Der Gegensatz zwischen Christus und seinen Feinden wird auch in der Liturgie immer deutlicher, je mehr es den Tagen seines hl. Leidens und Sterbens zu geht. Jede der beteiligten Personen wird ihren Standpunkt einnehmen. Pontius Pilatus wird seine weltkluge Frage stellen: Was ist Wahrheit? und damit den Heiland den Händen seiner Feinde ausliefern. Judas wird mit dem Tempel in Verbindung treten, dessen Zerstörung Christus bereits angekündigt hat; wenig später wird er sein Schicksal durch Selbstmord besiegeln. Petrus dreht und wendet sich, indem er zuerst leugnet, daß er Christus kennt, bald aber wahrhafte Reuetränen weint, welche auf seinem Gesicht bleibende Spuren hinterlassen, “communicantes Christi passionibus – teilnehmend an den Leiden Christi” (1Petr 4,13). Unsere Liebe Frau, gestärkt und getröstet durch andere heilige Frauen und den hl. Johannes, wird ihre Mission als Gottesmutter zum Abschluß bringen und jene der Miterlöserin und allgemeinen Gnadenvermittlung antreten, indem sie am Fuße des Kreuzes ausharrt, „Stabat Mater dolorosa …”
Christus hat auch einem jeden von uns seinen besonderen Platz und seine besondere Sendung zugeteilt. Er weiß, was er tut! Gewähren wir ihm deshalb, daß er uns um seines Namens willen auf rechter Bahn führe und leite (vgl. Ps 22).