Predigt für den 13. Sonntag nach Pfingsten

Fest der Geburt Unserer Lieben Frau

8. September 2019

Im Namen des Vaters, und des Sohnes, und des Hl. Geistes. Amen

In Christus Geliebte,

Dieser Tage feiert die hl. Kirche eine ganze Reihe von Festen, welche unserer Aufmerksamkeit wert sind: Der hl. König Stephan von Ungarn, der hl. Papst Pius X., heute die Geburt der allerseligsten Jungfrau Maria, dann ihr hl. Name und schließlich das Fest Kreuzerhöhung und die Sieben Schmerzen Mariens.

Heute wollen wir uns einem Gegenstand zuwenden, der Sie alle regelmäßig betrifft: Die Art und Weise, wie man an der hl. Messe teilnehmen soll. Der hl. Pius X. hat darüber in seinem großen Katechismus ein kurzes Kapitel mit sieben Fragen. Es steht direkt nach der Abhandlung über das Meßopfer.

Zwischen den Tagen des hl. Papstes und unserer Zeit liegt die lange und unvollendete Episode der „liturgischen Bewegung“. Er hatte in der Tat die Katholiken zu einer „actuosa participatio – tätigen Teilnahme“ aufgefordert. Das ist dann von den Modernisten oder von Priestern, die vom modernistischen Geist angesteckt waren, dahingehend interpretiert worden, daß Laien statt dem zelebrierenden Priester die Lesung und das Evangelium vortragen sollten, liturgische Gebete sprechen und schließlich um den Altar tanzen, Buben und Mädchen bunt gemischt … Das Einzige, was der hl. Pius X. sinnvoller Weise gemeint haben kann – außer jemand vermutet, daß er zwischendurch den Verstand verloren hatte oder dieser Ausdruck aus Unachtsamkeit in seine Lehre hineingerutscht war – ist, daß die Katholiken es vermeiden sollen, bloß zur Erfüllung ihrer Sonntagspflicht „in die Kirche zu gehen“, ohne jede Teilnahme mit ihren geistigen Fähigkeiten; daß sie sich bemühen sollten, die hl. Messe besser zu kennen, um größeren Gewinn aus ihr zu ziehen.

Bereits Papst Leo XIII. hatte vorgeschrieben, daß in der Hauptkirche eines Ortes im Rosenkranzmonat Oktober täglich der Rosenkranz gebetet werden sollte, und zwar während der Pfarrmesse oder während eines sakramentalen Segens. So lautet eine der Fragen im Katechismus: „Hindert das Beten des Rosenkranzes oder anderer Gebete während der Messe daran, sie mit Gewinn zu hören?“ Ja, würde ein liturgisch bewegter Traditionalist meinen. Die einzig sinnvolle Weise, der Messe beizuwohnen, besteht für ihn darin, Wort für Wort die Gebete mitzulesen, welche der Priester spricht. Der hl. Pius X. gibt eine andere Antwort: „Das Beten dieser Gebete hindert nicht daran, die Messe mit Gewinn zu hören, solange man sich bemüht, der Handlung des heiligen Opfers soweit wie möglich zu folgen.“ Die Handlung des hl. Opfers besteht in den drei Teilen Offertorium, Kanon mit der Wandlung und Kommunion des zelebrierenden Priesters. Diese drei Teile aber können sehr sinnvoll den freudenreichen, schmerzhaften und glorreichen Geheimnissen des Rosenkranzes zugeordnet werden. Denn in der Menschwerdung hat Gott die Materie für das Kreuzesopfer zubereitet; die Wandlung ist die Vergegenwärtigung und Erneuerung dieses Opfers; und die hl. Kommunion ist das Unterpfand und die Vorwegnahme unserer Verherrlichung.

Auch verwendet der hl. Pius X. den Ausdruck „die Messe hören“. Dies schließt die Ideologie der „dialogierten Messe“ aus, welche fast die ganze traditionalistische Bewegung vereinnahmt hat – selbst viele non-una-cum Messen sind dialogierte Messen. Natürlich ist es keine Häresie, wenn die Leute mitbeten. Aber zum einen ist es keineswegs notwendig, daß die Gläubigen die Antworten geben, welche die Meßdiener sprechen, oder sogar Gebete sprechen, welche der Priester betet – gewöhnlich die Teile, welche im Hochamt gesungen werden. Zum andern führt die dialogierte Messe schnell zu Verwirrung hinsichtlich des Wesens der Messe, insofern sie ausschließlich vom geweihten Priester gefeiert wird. Die Gläubigen nehmen an der Messe teil und hören sie, wie man früher stets gesagt hat. Weder feiern die Gläubigen die Messe, noch konzelebrieren sie! Interessanter Weise „zelebrieren“ die Weltleute heute alles, die ganze Zeit lang wird irgend etwas oder irgendwer gefeiert. Sie „zelebrieren“ sich selber, statt Gottesdienst zu feiern. Genau das aber ist die Geisteshaltung der Neuen Messe … – Es ist aber sehr zuträglich, daß jeder Gläubige, egal welchen Geschlechts, imstande ist, bei der hl. Messe antworten und die Glockenzeichen geben zu können. Oft einmal ist kein Ministrant zur Stelle in den heutigen Zeitumständen. Und dies zu lernen ist eine ausgezeichnete Schulung der Aufmerksamkeit für das, was sich bei der hl. Messe abspielt und wo sich manche Gläubige praktisch ihr ganzes Leben lang mit einer sehr oberflächlichen Kenntnis zufrieden geben.

Es gibt ganz verschiedene Weisen, die hl. Messe mit Gewinn zu hören! Was lehrt also der hl. Pius X. darüber?

Er fragt:

„Was ist nötig, um die heilige Messe gut und mit Gewinn zu hören?Um die heilige Messe gut und mit Gewinn zu hören, sind zwei Dinge nötig:
1. die Bescheidenheit im Verhalten;
2. die Andacht des Herzens.”

Dann erklärt er diese beiden Teile.

„Worin besteht die Bescheidenheit im Verhalten?
Die Bescheidenheit im Verhalten besteht hauptsächlich darin, daß man
° sittsam gekleidet ist,
° Schweigen und Sammlung beobachtet und
° wenn möglich kniet, ausgenommen während der zwei Evangelien, die man stehend anhört.“

Dies ist der äußere oder materielle Aspekt der Teilnahme. Diese drei Elemente bedürfen keiner weiteren Erklärung, außer vielleicht das letzte. Es ist normal, daß man während der stillen Messe so weit als möglich kniet – außer beim Evangelium und Schlußevangelium. Während der gesungenen Messe steht man zum Singen, und wenn der Priester sich setzt, so setzen sich auch die Gläubigen.

Das Knien ist die angemessenste Haltung während der Messe, weil es eine grundlegende Voraussetzung für die wahre Andacht ausdrückt und fördert: die Demut.

Dann geht der hl. Papst auf die innere oder formelle Teilnahme an der Messe ein – das, was er mit „tätiger Teilnahme“ meint:

„Welches ist die beste Art, beim Hören der hl. Messe die Andacht des Herzens zu üben?
Die beste Art, beim Hören der hl. Messe die Andacht des Herzens zu üben, ist folgende:
(1) von Anfang an die eigene Intention mit der des Priesters zu vereinigen und das hl. Opfer Gott zu den Zwecken darzubringen, zu denen es eingesetzt worden ist.
(2) sich bei jedem Gebet und bei jeder Handlung des Opfers mit dem Priester zu vereinigen.
(3) das Leiden und den Tod Jesu Christi zu betrachten und von Herzen die Sünden, welche daran schuld sind, zu verabscheuen.
(4) die sakramentale Kommunion empfangen; oder wenigstens die geistige, wenn der Priester kommuniziert.“

In dieser Predigt können wir diese vier Elemente nicht genauer besprechen, aber es lohnt sich, darüber nachzudenken. Es hat immer viele gute Bücher über das hl. Opfer gegeben, lange vor der liturgischen Bewegung. Sie sind allesamt sehr gut geeignet, mehr über die verschiedenen Gesichtspunkte der hl. Messe zu lernen.

Die nächste Frage ist recht wichtig, weil die geistige Kommunion wenig bekannt ist und zu wenig geübt wird. Sie ist aber sehr nützlich und für manche, welche nur selten der Messe beiwohnen können, sogar notwendig.

“Was ist die geistige Kommunion?
Die geistige Kommunion ist ein heftiges Verlangen, sich im Sakrament mit Christus zu vereinigen, indem man z.B. spricht: “Mein Herr Jesus Christus, ich verlange von ganzem Herzen, mich mit dir zu vereinigen, jetzt und in alle Ewigkeit!” und dabei die gleichen Akte vollbringt, welche man vor und nach der wirklichen Kommunion macht.”

Schließlich gibt unser hl. Lehrer zwei letzte Hinweise, die sehr wichtig sind:

“Ist es gut, beim Hören der hl. Messe auch für andere zu beten?
Es ist gut, beim Hören der hl. Messe auch für andere zu beten; die Zeit der hl. Messe ist sogar die beste, um für die Lebenden und für die Toten zu Gott zu beten.”

Dies stimmt überein mit der Haltung und mit den Gebeten der Kirche beim hl. Meßopfer. Auch hat der Heiland uns durch die Apostel gelehrt, daß der Vater uns nichts versagt, worum wir im Namen Christi bitten werden.

“Was sollte man nach der Messe tun?
Nach der Messe sollte man Gott für die Gnade danken, daß er uns diesem erhabenen Opfer beiwohnen hat lassen, und ihn für die Fehler und Nachlässigkeiten, die wir uns beim Hören der Messe zuschulden haben kommen lassen, um Verzeihung bitten.”

Diese wesentliche Danksagung soll man machen, egal ob man kommuniziert hat oder nicht. Dies ist eine weitere wichtige Lehre gegen den Irrtum, der durch die liturgische Bewegung entstanden ist, nämlich daß zwischen der Kommunion des Zelebranten – welche ein wesentlicher Bestandteil der Opferhandlung ist – und der Kommunion der Gläubigen nicht mehr unterschieden wird. Dies ist dann noch vor der neuen Messe, nämlich 1967, meine ich, im Meßritus eingeführt worden. Noch mehr als die dialogierte Messe hat dies bei den Gläubigen die Vorstellung geweckt, daß sie eine wesentliche Rolle spielen in der Meßfeier. Dieser falschen Praxis bei der Kommunion entspricht beim Offertorium die Wiedereinführung der Gabenprozession in der Montini-Liturgie.

Es sollte ganz normal sein, daß Sie stets ein wenig vor dem Meßbeginn kommen, um Ihren Leib und Ihren Geist wirklich vorzubereiten. Wenn Sie im letzten Augenblick kommen – absichtlich, nicht zufällig … – dann sagen Sie zu sich selber, daß Sie zu spät dran sind! Umso mehr in Anbetracht des hektischen Lebens, das die meisten führen, brauchen wir ein wenig Zeit, um uns auf das Gebet einzustellen. Gehen Sie erst nach einer anständigen Danksagung weg und erinnern Sie sich, was für eine große Gnade die hl. Messe ist, gerade heutzutage.

Das Institut Mutter vom Guten Rate verehrt den hl. Pius X. als Nebenpatron – ebenso wie den hl. Joseph und den hl. Papst Pius V. Er hat so viel bewerkstelligt in seinem relativ kurzen Pontifikat, von 1903 bis 1914. Unter Aufbietung aller Kräfte hat er versucht, die Kirche gegen die Springflut zu verteidigen, welche die Feinde ausgelöst hatten. Der letzte wirkliche Papst, Pius XII., hat ihn entgegen vielen Widerständen am 29. Mai 1954 heiliggesprochen. Damals hat ein bekannter französischer „Katholik“ gesagt: „Dieser Heilige gehört nicht zu meiner Pfarre.“ Die Unterwanderung wichtiger Posten in der Kirche war bereits zu weit fortgeschritten … In weniger als zehn Jahren sollte Vatikan2 passieren, und der Geist, welcher dieses Konzil verführt hat, war schon in vielen Köpfen fest beheimatet.

Verehren wir also diesen letzten heiliggesprochenen Papst und folgen wir seinen Lehren und Anweisungen, so gut wir können.

Beten wir auch für die zahlreichen Priester und Gläubigen, welche von einer Bruderschaft verführt werden, welche sich mit dem Namen des hl. Pius X. schmückt, aber seinen Kampf verraten hat.

Nähren und vertiefen wir unsere Andacht zur hl. Messe, um stets größeren geistlichen Gewinn daraus zu ziehen.

Im Namen des Vaters, und des Sohnes, und des Hl. Geistes. Amen.

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